Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen

Bereits zum zweiten Mal konnten wir Frau Dr. Eva Umlauf in der ARS begrüßen, die der Schulgemeinde erneut aus ihrer hochspannenden Biografie erzählte und aus ihrem Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“ Passagen vorlas.

Sie ist als erstes Kind im Arbeitslager Novàky im Jahr 1942 zur Welt gekommen und wurde mit ihrer schwangeren Mutter im November 1944 ins Konzentrationslager Ausschwitz transportiert. Und nur weil sich der Transport um drei Tage verzögerte, haben beide überleben können: Die SS hatte in den drei Tagen Verzögerung die Gaskammern und Krematorien gesprengt, um die Spuren ihres grausamen Tuns zu verwischen.

Kaum im Lager angekommen, erhielten beide die übliche Prozedur: Ausziehen, Rasur sämtlicher Körperbehaarung, Desinfektion und das Einkleiden mit schmutzigen „Lagerlumpen“ (Häftlingsanzüge), schließlich die Tätowierung der Häftlingsnummer auf den Unterarm. Diese komplette Entmenschlichung diente dem Zweck eines effektiven Managements im Lager.

 

Beide haben ausgehungert und schwer krank die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee erlebt und obwohl auch die Ärzte keine Hoffnung hatten, dass das Kind überleben würde, hat sie es geschafft.

Nach einem bewegten Leben hat Eva Umlauf schließlich sich ihrer eigenen Geschichte gestellt, recherchiert und ein Buch geschrieben. Seit einigen Jahren nimmt es die mittlerweile betagte Dame auf sich, durch Veranstaltungen wie nun in der ARS, der heutigen Gesellschaft von den Gräueltaten zu berichten, denn der Holocaust darf nicht vergessen werden. Ebenso nutzte sie die Gelegenheit, den jungen Menschen eine Botschaft mit auf den Weg zu geben: Sie mögen achtsam sein, damit sich so etwas nie wieder wiederholen könne.


Gießener Allgemeine, 09.11.24, S.44

Im Anschluss beantwortete sie geduldig die vielen Fragen des Publikums. Die Schulleiterin, Petra Brüll, dankte ihr sehr herzlich für den erneuten Besuch und den spannenden Einblick in ihr Leben. Sie rief besonders die Schülerinnen und Schüler auf, wachsam zu bleiben und gerade auch in den sozialen Netzwerken nicht rechtsextremen Parolen aufzusitzen, oder sich mitreißen zu lassen und rechtsextrem umgedichtete Lieder mitzusingen. 

Mit einer Signierstunde ihrer Bücher ging die Veranstaltung zu Ende.

Petra Brüll
Schulleiterin